Blair-Institut: Wie Europa im KI-Wettlauf nicht abgehängt wird
Ein neues Papier des Tony-Blair-Instituts (TBI) skizziert, wie die EU ihre technologische Führung und Wettbewerbsfähigkeit im KI-Zeitalter sichern kann. Es kritisiert ein simples Verständnis von digitaler Souveränität als Autarkie und fordert stattdessen "Hebel und Wahlfreiheit".
Das TBI identifiziert Strukturprobleme wie fragmentierte Märkte, komplexe Regulierung, "chronische Unterinvestition" und hohe Energiepreise.
Vier Lösungsansätze:
Regulierung & Kapital: Reform des digitalen Ordnungsrahmens (Digital Omnibus) zur Vereinfachung und Harmonisierung. Schaffung einer Spar- und Investitionsunion, einer kontinentweiten Börse und Modernisierung der Arbeitsmärkte.
Infrastruktur & Energie: Ausbau von Rechenkapazitäten (EuroHPC JU, KI-Fabriken) und Beschleunigung der Energieunion. Das Papier fordert ein "gesamteuropäisches Energieprogramm" inklusive Koordination neuer Atomkraftwerke und schnellerer Genehmigungen für Erneuerbare.
KI-Einführung beschleunigen: Öffnung strategischer Datensätze (Data-Union-Strategie), Stärkung von Open-Source und Schaffung sektorspezifischer Regelungspakete. Reform der "starren Governance" an Universitäten, um KI-Talente mit besseren Bedingungen zu halten.
Tech-Export: Koordinierte Strategie zum weltweiten Export des "europäischen digitalen Verwaltungsbaukastens" (z.B. über Global Gateway). Aufbau regionaler Tech-Hubs und eines "Investment Acceleration Mechanism", um regulatorische Hürden für Investoren zu navigieren.
Das TBI-Papier liefert konkrete Vorschläge, hat aber blinde Flecken:
DSGVO-Tabu: Das Papier fordert Datenöffnung und Regulierung, traut sich aber nicht, eine explizite Reform der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) für KI anzusprechen, was der Artikel als politisch heikel einstuft.
Atomkraft-Kontroverse: Die Forderung nach der Koordination neuer Atomkraftwerke ist in der EU politisch höchst umstritten und wird im Artikel nicht weiter problematisiert.
Unklare Umsetzung: Viele Vorschläge (z.B. kontinentweite Börse, Energieprogramm) erfordern massive politische Einigung, deren Realisierbarkeit offen bleibt.
Export-Skepsis: Die Kritik an "Global Gateway" als ineffizientem Instrument für den Tech-Export wird erwähnt, aber nicht vertieft, wie eine Reform wirklich gelingen kann, um gegen China/USA zu bestehen.
Dieser Bericht zeigt, wo die Reise hingehen sollte. Als dein jobfellow leite ich daraus ab:
Werde zum "EU-Tech-Versteher": Die Regulierung wird (hoffentlich) einfacher, aber auch spezifischer. Verstehe die neuen "sektorspezifischen Regelungspakete" für deine Branche. Das ist ein Wettbewerbsvorteil.
Nutze Open-Source: Die EU setzt auf Open-Source-Ökosysteme. Wenn du dich hier auskennst und engagierst, bist du Teil der gewollten europäischen Lösung.
Achte auf die "Datensouveränität": Der Ruf nach "Data-Union" und Datenöffnung ist laut. Positioniere dich als jemand, der weiß, wie man Daten strategisch nutzt, ohne den Datenschutz zu verletzen (auch wenn die DSGVO nicht reformiert wird).
Schau über den Tellerrand: Die EU will ihren "digitalen Stack" exportieren. Wenn du Expertise in der Implementierung europäischer IT-Lösungen hast, könnten sich internationale Karrierechancen in den neuen "Tech-Hubs" ergeben.