KI als Klimaretter: Potenzial zur Emissionsminderung überwiegt eigenen Energieverbrauch

Ein Artikel in npj Climate Action (Stern et al., 2025) untersucht das Potenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Klimawende. Die Autoren argumentieren, dass der Übergang zu "Net Zero" keine Kosten, sondern eine Chance für nachhaltiges Wachstum ist, die durch KI als Allzwecktechnologie beschleunigt werden kann. Sie identifizieren fünf Schlüsselbereiche für den KI-Einsatz: 1. Transformation komplexer Systeme, 2. Innovation und Ressourceneffizienz, 3. Verhaltensänderung ("Nudging"), 4. Klimamodellierung und 5. Anpassungsmanagement.
Quantitative Analyse (Power, Food, Mobility): Die Studie schätzt das Emissionsminderungspotenzial von KI in drei Sektoren (Energie, Ernährung, Mobilität), die für fast 50 % der globalen Emissionen verantwortlich sind.
- Ergebnis: KI könnte in diesen drei Sektoren bis 2035 jährlich 3,2–5,4 GtCO2e an Emissionen einsparen.
- Energie (Power): KI optimiert die Netzintegration erneuerbarer Energien und kann deren Auslastung um bis zu 20 % steigern, was 1,8 GtCO2e einspart.
- Ernährung (Food): KI beschleunigt die Entdeckung alternativer Proteine (besserer Geschmack/Textur) und senkt Produktionskosten, was die Akzeptanz erhöht (Potenzial: 0,9–3,0 GtCO2e).
- Mobilität: KI optimiert Shared Mobility und verbessert die Erschwinglichkeit/Zugänglichkeit von E-Autos (bessere Batterien, Ladesäulen-Planung), was 0,5–0,6 GtCO2e einspart.
Kernerkenntnis: Die geschätzten Einsparungen (3,2–5,4 GtCO2e) überwiegen deutlich den eigenen Anstieg der Emissionen durch den Stromverbrauch von Rechenzentren und KI (geschätzt auf 0,4–1,6 GtCO2e für alle KI-Aktivitäten).
Der Artikel liefert eine wichtige quantitative Basis, hat aber Limitationen:
- Datenverfügbarkeit: Die zugrundeliegenden Daten sind "aus Gründen der Sensibilität" nicht öffentlich zugänglich, was die Überprüfbarkeit der Ergebnisse einschränkt.
- Ausblendung von Rebound-Effekten: Die Studie berücksichtigt keine Rebound-Effekte (z.B. KI macht CO2-intensive Prozesse effizienter und billiger, was deren Nutzung steigert).
- Fokus auf drei Sektoren: Die Analyse ist auf drei Sektoren beschränkt. Intersektorale Effekte und Spillover, die das Potenzial weiter erhöhen könnten, werden nicht modelliert.
Dieser Artikel ist ein Must-Read, wenn du im Bereich Nachhaltigkeit, Energie oder Technologie arbeitest. Er widerlegt das pauschale Argument "KI ist ein Klimakiller".
- Nutze die Zahlen für deine Argumentation: Wenn du KI-Projekte im Nachhaltigkeitskontext vorantreiben willst, liefert dieser Artikel die wissenschaftliche Basis, dass der Netto-Effekt positiv ist.
- Fokussiere auf die 5 Impact-Bereiche: Überlege, wie du KI in deinem Unternehmen für diese fünf Bereiche einsetzen kannst. Besonders "Ressourceneffizienz" (z.B. weniger Verpackungsmüll bei Amazon) und "Verhaltensänderung" (Nudging) sind oft "Low-Hanging Fruits".
- Werde zum "System-Transformierer": Die größten Hebel liegen in der Optimierung komplexer Systeme (Energienetze, Städte, Lieferketten). Kompetenzen in der Verknüpfung von KI und Systemdenken sind extrem wertvoll.